Die Grabplatte des im Jahr 1336 hingerichteten Ritters Arnold in der Uissigheimer Kirche

Die Grabplatte (1336) des Ritters Arnold in der Uissigheimer Kirche
Auf der Grabplatte ist im Halbrelief die Figur eines jüngeren Mannes mit gelockten, schulterlangen Haaren zu sehen, dessen an den Handgelenken gefesselte Hände vor dem Körper verschränkt sind. An seinem Hals sitzt ein Schwert, das von einem kleinen, heute kopflosen Männchen zu seiner Linken (vom Betrachter aus) gehalten wird. Das Bild soll also offenbar seine Hinrichtung mit dem Schwerte darstellen. Unter dem unproportionalen, viel zu kleinen Scharfrichter steht eine leere Schwertscheide, die wohl darauf hinweisen soll, dass der Hingerichtete mit seinem eigenen Schwert enthauptet wurde. Dies war wohl eine besondere Vergünstigung, ebenso wie seine Bestattung in geweihter Erde.
Oberhalb des Scharfrichters ist noch ein großes Wappenschild zu sehen. Das untere Ende der Grabplatte mit den Füßen des Ritters fehlt. Nach Cucuel und Eckert (s.u.) soll Ritter Arnold nach alter Überlieferung auf einem nun vollständig fehlendem Löwen gestanden haben. Um den Rand der Grabplatte herum verläuft die Inschrift, welche heute aufgrund der Verwitterung, der schlechten Lichtverhältnisse in der Kirche und der oben und unten weggebrochenen Teile nur noch im Ansatz zu entziffern ist. Lauf & Uihlein (1966, s.u.) zitieren die Inschrift nach Gamans (Jesuit, der Uissigheim kurz nach 1641 besuchte) wie folgt:
anno domini [1336] subiit gladio beatus Arnoldus iuvenis miles de Ussinke XVIII K. 1 December
...was sie dann so übersetzen:
Im Jahre des Herrn 1336 starb durch das Schwert der selige Jüngling Arnold, Ritter von Uissigheim, am 14. November
.
Cucuel & Eckert (1942, s.u.) geben die damals noch vorhandene Inschrift so wieder:
+ AnNO DOMINI MCCC XXX (???) (???) (???) VENIS MILES DEUS SINKE X VIII K (???)
. Nach Cucuel & Eckert hätte der bereits oben erwähnte Jesuit Gamans die Inschrift so entziffert:
+ anno dni m cccxxx vi subiit gladio Beatus Arnoldus iuvenis miles de Ussincke XVIII Kl. Decebr.
…was sie nun so übersetzen:
1336 am 14. November trat im blühenden Mannesalter unter das Schwert der selige Arnold, Ritter von Uissigheim.


Der historischen Überlieferung nach war Ritter Arnold ein übler Antisemit und wurde nach damaliger Rechtsprechung somit hochverdient zum Tode verurteilt. Laut der Aufzeichnungen des Würzburger fürstbischöflichen Geschichtsschreibers Lorenz Fries beteiligte sich Ritter Arnold maßgeblich an den am 19.7.1336 in Röttingen ausgebrochenen und sich auf ganz Franken ausdehnenden Judenverfolgungen. Vermutlich war er aber sogar der Urheber und Anstifter dieser Judenverfolgung; dies berichtet nämlich der Erfurter Chronist, der sie allerdings aufs Jahr 1343 datiert: Im Jahre 1343 wurden in der Stadt Röttingen, Aub, Bischofsheim und vielen anderen Städten und Dörfern Juden getötet. Urheber und Anstifter dieser Verfolgungen war ein gewisser Ritter von Uissinkeim. (...) Daraufhin veranlassten die Juden den Herrn Gottfried von Hohenlohe durch ein Geschenk von 400 Pfund Heller, den Ritter zu fangen. Er wurde aufgegriffen und nach Röttingen gebracht. Dort legte er wiederholt dem Dekan die Beichte ab und durfte die Sakramente empfangen. Er wurde aber schließlich nach der Stadt Kitzingen geführt und dort enthauptet. Die Leiche brachte man in sein Dorf Uissigheim und begrub sie in der Kirche. Da wurde er durch unzählige Wunder bekannt.
Tatsächlich wurde Ritter Arnold (Arnold selig) in seiner Heimat noch bis ins 18. Jhd. als Wundertätiger verehrt. Sein Grab befand sich wirklich mitten in der alten Kirche. Als man es 1641 öffnen ließ, fand man darin noch türkische Fesseln und wenige Gebeine – es war also wohl schon zuvor geöffnet worden, wobei viele Knochen vermutlich als Reliquien entnommen worden waren. Erst Pfarrer Pater Josephus Hartmann, der später Abt des Klosters Bronnbach wurde, ließ in seiner Uissigheimer Amtszeit (1691-1696) das Grab abtragen und die Grabplatte an die Epistelseite versetzen (weil das Grab bei Prozessionen im Weg war). Unterhalb des Steins befand sich dann noch bis 1757 der sog. Arnolds-Kasten , in den die Bauern von ihren Feldfrüchten opferten, um Seuchen von ihrem Vieh fernzuhalten. Vor allem Wallfahrer, die auf ihrem Weg nach Walldürn einen Abstecher zur Uissigheimer Kirche einlegten, schabten Sand vom Grabstein ab, um ihn ihrem kranken Vieh zu geben. (Dieses Schicksal hatten auch viele Bilstöcke in der weiteren Region.) All die Bräuche und die Verehrung des Antisemiten Arnold endeten erst, als 1730 Pfarrer Pater Anselm Ries in dessen Grab beigesetzt wurde.


Die Juden machten noch jahrhundertelang einen weiten Bogen um Uissigheim, indem sie den Ort auf dem sog. Judenpfad umgingen, wenn sie von Gamburg nach Külsheim zogen. Dies hing vermutlich nicht nur mit der von Arnold initiierten eigentlichen Judenverfolgung im 14. Jhd. zusammen, sondern vor allem wohl mit jener daraufhin jahrhundertelangen, berechtigterweise unheimlichen regionalen Verehrung des Massenmörders als nahezu Heiligen und der damit einhergehenden –antisemitischen- Sagenbildung.
Die gängigste Version der volkstümlichen Sage vom Ritter Arnold versuchte seine Gräueltaten so ins Gegenteil zu verklären: Ritter Arnold hatte demnach an einer Fronleichnamsprozession teilgenommen und dabei gesehen, wie Juden das Allerheiligste verspottet hätten. Um diese Gotteslästerung zu rächen, beschloss er die Juden zu verfolgen und zu töten. Viele Juden sollen er und seine Mörderbande in die Richtung Eulschirbenmühle (ca. 1km nördlich von Uissigheim) gelegene Senke zwischen Tauberwald und Gamburger Rain getrieben und dort erschlagen haben. Die Senke trägt noch heute in den amtlichen Karten den Namen Judenloch.
Die Juden jedoch wussten sich aber zu wehren und schließlich gelang es ihnen, den Ritter Arnold zu töten: Am Hardwäldchen Richtung Eiersheim lauerten sie ihm auf und schlugen ihm den Kopf ab (wogegen ja schon alleine die Hinrichtungsdarstellung auf dem Grabstein spricht...). (Der bewaldete Hügel unmittelbar südlich des Hardwäldchens, gerade auf der anderen Seite des Hartgrabens, heißt übrigens noch heute Judenbuckel.)
Als man den Leichnam des Ritters fand, legte man ihn der Sage nach auf einen Wagen, der von jungen, ungewöhnten Ochsen gezogen wurde, woraufhin diese den Wagen unvermittelt aus eigenen Stücken ins Dorf gezogen und direkt vor der Kirche angehalten hätten. Nun begannen auch noch die Glocken von alleine zu läuten, woraufhin der Ritter dann inmitten der Kirche in einem Hochgrab beerdigt wurde...

Die in der Sage thematisierte angebliche Hostienschändung war damals einer von vielen üblichen vorgeschobenen Gründen zur vermeintlichen Rechtfertigung von Judenverfolgungen, die tatsächlich natürlich nur Neid, Dummheit, Fremdenfeindlichkeit und Habgier als Ursache hatten. Auch Ritter Arnold hatte vermutlich schlicht beträchtliche Schulden bei jüdischen Händlern oder Kreditgebern, die er mit der Anstiftung einer Judenverfolgung zu verdeckten und so zu tilgen versuchte. Er hätte wohl nicht erwartet, dass er dafür schließlich mit dem Leben bezahlen musste. Wer anderen eine Grube gräbt...


verwendete Quellen:

  1. Cucuel, Ernst & Eckert, Hermann. Die Inschriften des badischen Main- und Taubergrundes. Wertheim - Tauberbischofsheim. (Stuttgart: J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung 1942), S. 56-58, Nr. 109
  2. Lauf, Helmut & Uihlein, Otto. Uissigheim im Spiegel seiner 1200jährigen Geschichte (Eigenverlag der Gemeinde Uissigheim, 1966), S. 200 - 203

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